Weitere keltische Siedelspuren in der Kanalstraße

 

Außer am Schloßberg sind aber noch weitere Bestattungsplätze aus der Keltenzeit in Nagold nachgewiesen:

In der Kanalstraße wurde 1959 bei Kanalisations- und Planierungsarbeiten der schon seit 1927 bekannte alamannische Friedhof aus dem 7. Jh. angeschnitten. Die eigentliche Überraschung waren aber viel ältere Grabfunde, nämlich aus der Frühlatènezeit. Der Alamannenfriedhof lag am selben Ort wie ein gut 1000 Jahre älteres keltisches Gräberfeld. Vielleicht haben die Alamannen hier - wie am Krautbühl - ihren Bestattungsplatz absichtlich im Bereich der alten keltischen Hügelgräber angelegt.

Es konnte noch ein Frauengrab teilweise untersucht werden. Die Schmuckgegenstände fanden sich noch in Trachtlage, etwa ein Knotenring am rechten Handgelenk (Abb. 1, unten), ein bronzener Hohlring am rechten Knöchel (Abb. 1, links) und am linken Unterschenkel Reste eines entsprechenden Ringes (Abb. 1, rechts).
Nahe bei diesem Grab fand sich als Lesefund ein weiterer bronzener Armring (Abb. 2) und in einem alamannischen Grab wurde der Rest einer kleinen keltischen Bronzefibel gefunden, die vielleicht als Altstück in diesen Zusammenhang gekommen ist.

 
 


 


 
  Beigaben eines keltischen Frauengrabes
in der Kanalstraße (4. Jh. v. Chr.)
  Bronzearmring aus einem keltischen Grab
in der Kanalstraße (5./4. Jh. v. Chr.)
 
         
 

1960/61 wurde beim Hausbau in der Kanalstraße ein weiteres frühkeltisches Grab unerkannt zerstört. Es konnten lediglich noch Reste der Grabbeigaben aus dem Aushub geborgen werden: ein tordierter bronzener Halsring (Abb. 3, links außen), zwei Bronzehohlringe (Abb. 3, links innen und rechts) und ein kleiner Bronzehaken (Abb. 3, in der Mitte des rechten Rings).

 
       
 

Beigaben eines keltischen Grabes aus der Kanalstraße (4. Jh. v. Chr.)

     
     
 

Funde im "Vorderen Lemberg"

Ein frühlatènezeitliches Frauengrab wurde 1928 in der Flur "Vorderer Lemberg" im Bereich des Siedlungsweges beim Hausbau entdeckt. Der Fund wurde erst 1939 bekannt, von der Beigabenausstattung sind nur Teile erhalten: Ein verzierter bronzener Halsring (Abb. 1, oben), ein Halsring aus tordiertem Bronzedraht (Abb. 1, das gebogene Drahtstück in der Mitte), Fragmente eines hohlen Bronzearmreifs, eine bronzene Fibel (Gewandspange, Abb. 1, unten) und ein durchbohrter Anhänger aus Muschelkalkhornstein (Abb. 1, Mitte)

 
   
  Beigaben des 1922 entdeckten keltischen Frauengrabes
(4. Jh. v. Chr.) in Flur "Vorderer Lemberg"
 
 
Spätbronzezeitliche und früheisenzeitliche Siedlungsreste in der Flur "Bächlen"

 
       
  Luftbild von Nagold      
 
Bereits in der Urnenfelderzeit (1200-800 v.Chr.) war die Flur "Bächlen", etwa 1 km südwestlich der Altstadt von Nagold besiedelt. Der leicht nach Nordosten abfallende Hang, an dem mehrere Quellen austreten, bildet eine ideale Siedellage. 1979 und 1981 wurden hier Grabungen durch das Landesdenkmalamt durchgeführt, die verschiedene Siedlungsreste zum Vorschein brachten:

Zu einer -vielleicht mit einem Palisadenzaun umgebenen - Siedlung der späten Hallstattzeit (6./5. Jh. v.Chr.) gehört ein nur teilweise erfasstes Grabensystem und mehrere Gruben mit Keramik. Besonders zu erwähnen ist ein rätselhafter Befund in Form einer Steinpflasterung und Steinpackung der entweder in den handwerklichen Bereich gehört oder gar mit kultischen Handlungen in Verbindung zu bringen ist.

 
 

Ausgrabungen am Gutshof "Rötenhöhe"

1981 wurden im Zuge der Ausgrabungen in einem römischen Gutshof in Flur "Rötenhöhe" auch vorgeschichtliche Reste entdeckt: Eine große flache Grube im Gutshofareal war mit Hüttenlehm, Holzkohle, Knochenresten und Keramikscherben verfüllt. Die Keramik gehört in die späte Hallstattzeit (6./5. Jh. v. Chr.). Aus der Umgebung dieser Grube stammen als Lesefunde eine verzierte Bogenfibel und eine sogenannte Paukenfibel (Abb. 9,1.2). Somit ist auch hier, 2 km nördlich von Nagold, eine frühkeltische Siedlung nachgewiesen. Dabei waren dies noch nicht die ältesten Spuren am Ort. Außerhalb des Gutshofareals stieß man nämlich noch auf ein Grab der Urnenfelderkultur (1200-800 v. Chr.). Es bestand aus einer großen Urne, die drei kleinere Beigabengefäße, eine Sandsteinplatte und den Leichenbrand enthielt. Die Urne war wohl mit einer flachen Schale abgedeckt, von der sich ebenfalls Scherben fanden.

Eine weitere Siedlung der frühen Hallstattzeit (8./7. Jh. v. Chr.) lag im Nordosten der Stadt, westlich des ehemaligen Lehrerseminars. Sie wurde 1922 entdeckt und in kleineren Teilen untersucht.

 
   
  Frühkeltische Fibeln (Gewandspangen) von der Rötenhöhe (späte Hallstattzeit, 6. Jh. v. Chr.)  
     
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